Als ich mit den vier Säcken Kalkzement-Putz in meinem Einkaufswagen auf dem Parkplatz des Baumarktes an meinem kleinen Auto ankam, zweifelte ich kurz, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war…
Gut – vermutlich hatte ich auch einfach noch die falsche Hebetechnik. Und außerdem ist es ja bekanntlich immer viel schwieriger, etwas von unten nach oben zu Heben als von einem riesigen Stapel herunter in den Einkaufswagen gleiten zu lassen…
Beim zweiten Versuch ging ich also vor dem Anheben leicht runter in die Knie und strengte mich mehr an. Siehe da – der erste Sack hatte sich ganz kurz bewegt.
Das stimmte mich etwas positiver. Es gab also noch Hoffnung…
Vom Parkplatz schräg gegenüber näherte sich während dessen langsam aber sicher ein Mann mit einem grünen Gartenbau-T-Shirt…
Er war mittelgroß, etwa Ende 30, sichtlich durchtrainiert und hatte die Situation von seinem Transporter aus scheinbar schon eine Weile amüsiert beobachtet:
„Junge Dame“, fragte er süffisant grinsend und blieb einige Meter vor mir stehen, „was soll das denn werden, wenn‘s fertig ist?“
„Eine Kostüm- und Requisitenkammer im Keller“ antwortete ich wahrheitsgemäß.
Er lachte. „Ist klar“, erwiderte er belustigt, „dann treten Sie jetzt mal zurück, sonst komme ich beim Einladen am Ende noch in Ihren „Tanzbereich“!“
Völlig ohne Widerworte (was im Normalfall für mich zugegebenermaßen recht ungewöhnlich ist) trat ich beiseite – während ich perplex überlegte, ob „dieser Typ“ gerade wirklich eine Anspielung auf den Film „Dirty Dancing“ gemacht hatte – und sah zu, wie die vier Säcke Kalkzement-Putz wie von Zauberhand in den kleinen Kofferraum meines Wagens hinein schwebten.
„Na, dann viel Spaß mit dem Kostüm-Kammer-Dings“, sagte er immer noch sichtlich amüsiert und ging leicht kopfschüttelnd auf seinen Transporter zu.
Einen Moment lang war ich versucht, mich bei ihm für „das Tragen der Melonen“ zu bedanken, entschied mich dann aber doch für ein weniger filmisches „Sie sind ein Schatz, vielen Dank!“.
Er ließ den Motor an und winkte mir im Vorbeifahren noch einmal grinsend zu.
PS. Hilfsbereitschaft ist derzeit im Baumarkt total „in“ – vermutlich tummeln sich deshalb dort gerade alle…
©2020 Corona Stories von Lucy Hobrecht und Romana Reiff